Plastikbefischungen mit einem Ankerkuil geben ein besseres Bild der Plastikverschmutzung in Rhein und Waal
Plastik, das über unsere Flüsse ins Meer gelangt, ist ein großes Umweltproblem. Es landet schließlich in der Nordsee und trägt zur sogenannten „Plastiksuppe“ bei. Um besser zu verstehen, welche Arten von Plastik in unseren Flüssen vorkommen und wie sie sich verbreiten, führt Rijkswaterstaat gemeinsam mit Praktikantinnen und Praktikanten Untersuchungen zum Plastik im Rhein und in der Waal durch. Mit einem großen Netz fangen sie Plastik aus dem Flusswasser. Das Team von Rijkswaterstaat analysiert anschließend dieses Material. Nach Emma van Veenendaal (Analyse der Fänge im Frühjahr 2023) und Laura Savonije (Feuchttücher-Experiment und Analyse der Fänge im Herbst 2023) haben kürzlich drei weitere Praktikantinnen ihre Forschungen abgeschlossen – das bringt neue Erkenntnisse!
Die früheren Untersuchungen von Emma und Laura sowie die neuen Arbeiten der drei Praktikantinnen ergeben ein gutes Gesamtbild der Plastikverschmutzung in Rhein und Waal. Im Frühjahr 2024 untersuchten sie die Zusammensetzung des Plastiks im Rhein und führten ein spezielles Experiment mit Feuchttüchern durch. Anschließend folgten Messungen in der Waal im Herbst 2024 und im Frühjahr 2025, bei denen sie die Unterschiede zwischen Standorten und Jahreszeiten analysierten. In derselben Zeit führten sie zudem eine dritte Untersuchung durch, in der Messungen in Deutschland und den Niederlanden verglichen wurden, um die Herkunft des Plastiks besser zu verstehen.
Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick:
- Feuchttücher zersetzen sich im Flusswasser kaum;
- Folien und Verpackungsmaterial von Snacks, Süßigkeiten, Chips und Zigaretten kommen am häufigsten vor;
- In Deutschland ist das Plastik im Durchschnitt größer als in den Niederlanden;
- Auf der linken Seite der Waal wird mehr Plastik aufgefangen als auf der rechten;
- Ein Teil des Plastiks in den Niederlanden stammt bereits aus Deutschland, aber es gibt auch eine deutliche niederländische Zuführung;
- Die Menge an Plastik im Wasser steigt stark bei Regen oder hohem Wasserstand.
Zersetzung von Feuchttüchern im Flusswasser
Während der Messungen im Frühjahr 2024 untersuchte das Team, welche Arten von Plastik im Rhein vorkommen, und testete die Zersetzung von Feuchttüchern im Flusswasser. Die Ergebnisse zeigen, dass diese Tücher sich im Wasser kaum abbauen. Der Großteil der biologisch abbaubaren Tücher verschwand erst nach zehn Wochen vollständig, während die Plastiktücher selbst nach 42 Wochen noch weitgehend intakt blieben. Dadurch stellen sie eine besonders hartnäckige Form der Verschmutzung dar. Außerdem stellten die Forschenden fest, dass Folien und Verpackungen von Snacks, Süßigkeiten, Chips und Zigaretten häufig in den Fängen vorkommen.
Lesen Sie die Studie von Emma de Busschère:
„Für einen gesunden Rhein: eine Analyse des Plastikabfalls im Frühjahr 2024 und der Zersetzung von Feuchttüchern“ (Englisch).
Unterschiede im Flussplastik je nach Standort und Jahreszeit
Zwischen 2023 und 2025 wurden in verschiedenen Jahreszeiten Plastikmessungen in der Waal durchgeführt, um die Variation der Zusammensetzung von Plastik nach Ort und Saison zu untersuchen. Der Abfall, der im Herbst 2023 gefunden wurde, war im Durchschnitt größer als der im Jahr 2024. Auch zwischen den Standorten gibt es Unterschiede in Menge und Art des Plastiks. Auf der linken Seite der Waal fanden die Forschenden deutlich höhere Plastikkonzentrationen als auf der rechten. Das gilt insbesondere für bestimmte Abfallkategorien wie Feuchttücher, Damenbinden sowie Plastikbecher, -deckel und -behälter. Diese Unterschiede zwischen den Flussseiten sind eindeutig und lassen sich nicht durch Abflussunterschiede während der Messungen erklären. Das zeigt, dass sich Plastik nicht überall gleich verhält – und dass diese Unterschiede wichtig sind, um genau messen und gezielt handeln zu können.
Lesen Sie die Studie von Florine Bezoen:
„Veränderungen in der Zusammensetzung und Verbreitung von Plastik in der Waal: Einblick in Zusammensetzung, Vielfalt und saisonale Unterschiede durch Ankerkuilmessungen“ (Englisch).
Herkunft des Plastikabfalls im Fluss
In der dritten Untersuchung, im Herbst 2024 und Frühjahr 2025, verglichen die Forschenden Messungen in Deutschland und den Niederlanden. Die Analysen zeigen, dass ein großer Teil des Plastiks, das in den niederländischen Flüssen gefunden wird, bereits in Deutschland in den Rhein gelangt. Da ein Teil des Plastiks noch gut erkennbar und kaum abgenutzt ist, wissen wir jedoch auch, dass viel Plastik erst in den Niederlanden in die Flüsse gelangt. Zudem gibt es Hinweise darauf, dass ein erheblicher Teil des Plastiks von Schiffen in den Fluss gelangt, da in Deutschland ähnlich viel niederländisches Plastik gefunden wurde wie in der niederländischen Waal.
Besonders in Zeiten mit hohem Wasserstand oder viel Regen nimmt die Menge an Plastik deutlich zu. Dabei fanden sich verschiedene Plastikarten, am häufigsten „nicht identifizierbares“ Plastik, weiche Lebensmittelverpackungen und Zigarettenverpackungen. Das zeigt, dass Regen und Abflussmengen eine wichtige Rolle bei der Verbreitung spielen. Hauptquellen des Abfalls sind Straßenmüll und Abwasser, das über die Kanalisation in den Fluss gelangt. Auch Produkte aus der Schiffswartung werden regelmäßig gefunden.
Lesen Sie die Studie von Lenette de Gier:
„Mit der Strömung: Herkunft, Verbreitung und Einfluss des Abflusses auf die Plastikverschmutzung in Rhein und Waal anhand von Ankerkuilmessungen“ (Englisch).
Wozu tragen die Untersuchungen bei?
Die Erkenntnisse aus diesen Untersuchungen helfen, besser zu verstehen, woher das Plastik im Rhein stammt, wie es sich verbreitet und welche Maßnahmen wirksam sein können, um die Verschmutzung zu verringern. So arbeiten wir Schritt für Schritt an einem saubereren Rhein und einer saubereren Waal.